Kloster Maulbronn: Magisch, literarisch, schön

Veröffentlicht: 31. Januar 2017

Klosterhof Maulbronn

Habt ihr schon mal von Maulbronn gehört, der Geburtsstätte der schwäbischen Maultasche? Vermutlich nicht, denn das ist eine Kleinstadt in Baden-Württemberg, genauer: nördlich des Schwarzwalds. Das Besondere an diesem Ort ist die Klosteranlage, die seit 1993 Weltkulturerbe der UNESCO ist. Auf der 2 Euro-Münze von 2013 könnt ihr den Klosterbrunnen übrigens bestaunen. Genau in diesem Städtchen durfte ich einige Tage beruflich verbringen, denn am Rande des Klosterhofs befindet sich ein Hotel samt Restaurant. Ich war ganz überrascht wie magisch dieser Ort wirkte und welche Rolle die Literatur für Maulbronn spielt. Das kann ich euch natürlich jetzt nicht vorenthalten…

Maulbronn ist eine sehr gut erhaltene mittelalterliche Klosteranlage der Zisterziensermönche und vereint eine wunderschöne Architektur mit einer interessanten Historie. Als Bücherwurm kann ich euch das ganz einfach beschreiben: Ihr findet dort eine optische Mischung aus Harry Potter, Herr der Ringe und sämtlichen Stilrichtungen von Romantik bis Gotik. Und ganz nebenbei erwähnt: Im Klosterhof gibt es auch eine kleine Buchhandlung, die dort seit 1899 ansässig ist. Wirklich wunderschön!

Literarisch geprägt ist Maulbronn aber nicht nur durch die Buchhandlung Krüger, sondern auch durch die berühmten Schüler der 1556 gegründeten evangelischen Klosterschule (das Gymnasium mit Internat existiert übrigens heute noch). Hermann Hesse trat mit 14 Jahren dort ein, um sich auf eine theologische Laufbahn vorzubereiten. Nachdem es ihm anfänglich gut gefiel, litt er bald unter Depressionen und wurde schließlich wieder von seinem Vater abgeholt. Seine Erinnerungen an diese Zeit verarbeitete er später unter anderem in „Unterm Rad“. Aber auch die Dichter Friedrich Hölderlin und Georg Herwegh besuchten die Schule. Dazu handelt eine der beliebten Geschichten rund um das Kloster von Doktor Faustus, einem Alchemisten, der vom damaligen Abt Johann Entenfuß scheinbar beauftragt wurde Gold herzustellen. Nach langer Bauzeit war die Abtei verschuldet und das Gold wäre eine Möglichkeit gewesen den Ruin abzuwenden. Leider scheiterte der Plan des Abts – aus offensichtlichen Gründen – und der Papst setzt den Abt ab. Von dieser Legende ließen sich wohl Johann Wolfgang von Goethe und auch Thomas Mann inspirieren. Mit so einem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass in Maulbronn auch das “Literaturmuseum im Klosterhof” zu finden ist.

Und wie war das nun mit der Maultasche? Bei uns im Schwabenland nennt man sie auch “Herrgottsbscheißerle“, denn während der Fastenzeit des 30-Jährigen Kriegs, sollten die Mönche auf Fleisch verzichten. Das war aber gar nicht so einfach und Not macht bekanntlich erfinderisch, also versteckte man das Fleisch kurzerhand im Nudelteig. So dachte die Mönche in Maulbronn, würde der liebe Herrgott nicht sehen, dass da doch Fleisch im Essen war. Das war die Geburt der Maultasche, dem schwäbischen Nationalgericht.

Die Führung, die wir abends durch das Kloster bekommen haben, war wirklich spannend. Ihr müsst bedenken, dass wir Mitte Januar hatten und es somit kalt war und schon früh dunkel wurde. Eine Führung nach Feierabend bedeutete also, dass das Innere nur von Kerzen beleuchtet wurde. Atmosphärisch ist das natürlich sehr speziell: Romantisch in den langen Gängen, gruselig bei den Grabplatten, authentisch im großen Speisesaal. Hin und wieder habe ich mich gefühlt wie Harry Potter, wenn er durch Hogwarts streifte. Und als wir unter den Torbögen standen und durch die Kirche in die Klosteranlage liefen, fühlte ich mich manchmal auch an die Minen von Moria erinnert. Vermutlich machte sich da aber mein fantasyliebendes Bücherherz bemerkbar.

Ich konnte mir aber trotzdem (oder gerade deswegen) gut vorstellen, wie das klösterliche Leben damals ablief. Die wirklich kompetente Klosterführerin, die dieser Tätigkeit übrigens schon seit mehr als 20 Jahren nachgeht, wusste vieles zu erzählen. Die gut erhaltenen Gebäude sind dabei ein herausragendes Zeugnis unserer Geschichte und jeder, der diese kleine Zeitreise unternehmen möchte, der findet [hier] weitere Informationen. Im Sommer könnt ihr dann im Restaurant Klosterschmiede sogar draußen sitzen, schwäbische Maultaschen essen und den Ausblick auf den Klosterhof genießen. 

Liebe Grüße und bis bald,

eure Elena

Quellen und weitere Informationen: 

Hermann, Hesse, Kloster Maulbronn 

Gampert (2014), Maulbronn. Auch ein Ort der Literatur, Deutschlandfunk 
Schulte (2014), Literaturmuseum in Maulbronn, Badische Zeitung

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