„Libellenschwestern“ von Lisa Wingate

Veröffentlicht: 7. Oktober 2018

Werbung*: Lisa Wingate hat mich mit ihrem Familiendrama „Libellenschwestern“ mehr als überrascht. Ich habe zwar den Klappentext gelesen, aber auf das was mich dann zwischen den hübschen Buchdeckeln erwartet hat, war ich nicht vorbereitet. Dieses Buch war für mich ein emotionales Leseerlebnis mit Seltenheitswert!

ZWEI HANDLUNGSSTRÄNGE: VERGANGENHEIT UND HEUTE

Lisa Wingate verwebt in ihrem Buch zwei Handlungsstränge, wobei der eine über eine große Zeitspanne ab dem Jahr 1939 reicht und der andere in der heutigen Zeit spielt. Langsam entwickeln sich die jeweiligen Geschichten und entfalten ihre Tragweite bis sie schließlich zueinander finden. In beiden Teilen, die immer wieder abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählt werden, geht es um starke Persönlichkeiten, um Familie, Menschlichkeit und das Schicksal.

BERUHT AUF WAHREN ERLEBNISSEN

Inspiriert von wahren Begebenheiten erzählt Lisa Wingate eine herzzerreißende Geschichte um eine amerikanische Großfamilie im Jahr 1939, die durch schlimme Umstände auseinander gerissen wird. Anfangs können sich die Geschwister noch aneinander klammern, finden Halt in ihren gemeinsamen Erinnerungen an die Eltern und das Hausboot, doch es ist nicht von Dauer. Vor allem die älteste Schwester, Rill, versucht mit ihren 12 Jahren trotz ihrer Hilflosigkeit die kleinen Geschwister zu beschützen und stark zu sein.

Der wahre Kern dieses Titels besteht aus den eingeflossenen Erfahrungsberichten und Erzählungen von Opfern der illegalen Adoptionen unter dem Schirm von Georgia Tann und ihren Waisenhäusern der Tennessee Children’s Home Society. Zwischen den Jahren 1920 und 1950 verschwanden viele Kinder spurlos aus ihren intakten Familien während gleichzeitig die Vermittlung von Waisenkinder in wohlhabende, erfolgreiche Familien große gesellschaftliche Anerkennung fand. Ich hatte davon bisher noch nie etwas gehört, aber habe mich im Anschluss an dieses Buch näher damit beschäftigt – wahnsinnig interessant! Mehr möchte ich gar nicht dazu schreiben, um die Spannung dieses Familiendramas für alle interessierten Leser nicht abzuschwächen.

VIELE GEHEIMNISSE

Immer noch in den USA, aber 70 Jahre später, lernen wir die Anwältin Avery Stafford kennen. Avery ist ambitioniert, ein schlauer Kopf und unterstützt ihren Vater bei seiner politischen Karriere. Sie begleitet ihren Vater zu einer Veranstaltung in ein Altenheim als sie dort die Seniorin May kennenlernt. Irgendetwas ist an ihr, das Avery nachdenklich werden lässt. Als die alte Frau ihr dann auch noch das Armband stiehlt, nimmt Avery dies zum Anlass noch einmal in das Altenheim zu fahren und May zu besuchen. Und dieser Besuch ist erst der Anfang von etwas viel Größerem, dem Avery nun auf der Spur ist. 

LEBENDIGE FIGUREN 

Lisa Wingate beschreibt ihre Figuren so lebensecht und authentisch, dass ich mit jeder einzelnen Person gefühlt habe. In meinem Kopf entstand eine Welt, die mich zum lachen und zum rätseln gebracht hat, aber vor allem auch mehrmals zu Tränen rührte. Ich war so ergriffen von dieser tragischen Geschichte rund um die Geschwister, dass ich sie kaum zur Seite legen wollte. Gleichzeitig entwickelt Averys Handlungsstrang Hoffnung, eröffnet Lichtblicke auf ein glückliches Ende und bietet so das perfekte Gleichgewicht. Der Stil wirkt nicht überzeichnet, sondern lädt regelrecht ein Teil der Leben von Avery Stafford und Rill Foss zu sein. 

Fazit

Lisa Wingate hat mit „Libellenschwestern“ ein Buch geschaffen, das mich von der ersten Seite an fesseln konnte und meine Aufmerksamkeit noch weit über die letzte Seite hinaus aufrecht erhielt. Es ist eine Geschichte über die innige Verbindung von Geschwistern, eingewoben in ein Stück amerikanische Geschichte und geht direkt mitten ins Herz! „Libellenschwestern“ wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Lest es!   

Zum Buch

Libellenschwestern
Von Lisa Wingate, Übersetzerin: Andrea Brandl
Taschenbuchausgabe erhältlich seit 05. März 2018
Seitenzahl: 481
Verlag: Limes Verlag

Weitere Rezensionen zu „Libellenschwestern“ :

Zu “Werbung*”: Das Buch in diesem Blogbeitrag wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Beitrag enthält aber trotzdem meine eigene Meinung.

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