Kennt ihr diese Bücher, die einem direkt unter die Haut kriechen, aufwühlen, in eine andere Welt ziehen und auch nach dem Ende noch beschäftigen? Mir ging es beispielsweise bei Colleen Hoovers Hope so, aber auch bei Jessica Sorensens Nova und Quinton. Und nun reiht sich der Debütroman “Der Koffer” von Robin Roe in diese Reihe der emotionalen Achterbahnfahrten ein. Hier ist meine Rezension dazu…
Zum Buch:
Der Koffer
Von Robin Roe, Übersetzer: Sonja Finck
Hardcover und Ebook erhältlich seit 24. März 2017
Seitenzahl: 416
Verlag: Königskinder Verlag (Carlsen)
Von zwei Jungs und einer besonderen Freundschaft
„Der Koffer“ ist wieder einmal ein Königskinder-Buch, das sich mit seiner Thematik fern von Alltäglichem bewegt. Es ist ein Buch, das mich selbst nach Tagen noch beschäftigt. Das Cover ist hierbei Programm, denn die düstere Farbgestaltung spiegelt die Gefühle zwischen den Buchdeckeln wieder, während die beiden Jungs eine besondere Freundschaft verbindet und in ihrer Pose unter dem Baum Hoffnung und Ruhe vermitteln. Stimmig und gelungen – mehr gibt es nicht zu sagen.
Es ist fünf Jahre her, dass der zurückhaltende Julian seine Eltern verloren hat und damit seine Welt in den Grundfesten erschüttert wurde. Während er erst bei einer Pflegefamilie lebt und schließlich zu seinem Onkel umzieht, verfolgen ihn weiterhin die Trauer um seine Eltern und die Erinnerungen an eine schöne Kindheit. Doch das Leben wird nicht einfacher, denn Zuhause und in der Schule läuft es gar nicht gut. So unberechenbar wie das Leben ist, trifft er plötzlich auf seinen vier Jahre älteren, ehemaligen Pflegebruder Adam. Adam ist offen, versucht Julian in sein Leben zu integrieren und schließlich auch herauszufinden was mit Julian los ist. Was sich dabei enthüllt und in welch schrecklicher Situation sich Julian befindet, schockiert und erschüttert.
Julian und Adam sind sympathische Figuren, die mit Authentizität überzeugen. Beide haben ihre Päckchen zu tragen, doch jeder auf seine eigene Art. Von Seite zu Seite erfahren wir Leser mehr von den Umständen in Julians Leben, sehen aber auch zu wie sich eine besondere Freundschaft zwischen den beiden Jungs entwickelt. Dieses Buch ist keine lustige, fröhliche Geschichte, sondern herzzerreißend, traurig und lebt von den Charakteren sowie deren Persönlichkeiten. Es geht um Verlust, Trauer, Angst und Missbrauch. Daneben ist „Der Koffer“ in seiner Thematik realitätsnah und geht damit direkt unter die Haut. Es verursacht einen Nachhall, bleibt in Erinnerung und schürt den Wunsch all den Julians auf dieser Welt etwas Gutes tun zu wollen und sie aus ihrer Situation zu befreien.
Robin Roe hat dieses Buch aus wechselnden Ich-Perspektiven geschrieben. Wir Leser erleben so die Dinge aus der Sicht von Adam und Julian, wobei sich die beiden Stimmen in der Atmosphäre und den transportierten Gefühlen unterscheiden. Adams Sicht bringt mehr Leichtigkeit mit sich, was ich sehr genossen habe, denn bei Julian hatte ich ständig einen bedrückenden Kloß im Hals. Diese Abwechslung tut dem Buch wirklich gut und lockert immer wieder etwas auf. So lässt sich „Der Koffer“ auch in einem Rutsch lesen.
Fazit
Dieses Buch ist aufwühlend, berührend, traurig und überzeugt durch die Emotionen, die einen während dem Lesen ergreifen und auch danach nicht mehr loslassen. Robin Roe zeigt uns mit ihrem Debüt wie wichtig Freundschaft ist und, dass Hoffnung auch in ausweglos erscheinenden Situationen möglich ist. „Der Koffer“ ist eine ganz klare Leseempfehlung für alle, die emotionale Jugendbücher schätzen.
Übrigens: Erst kürzlich habe ich ein anderes Königskinder-Buch gelesen: “Der Himmel über Appleton House” handelt von Ira und Zac, die im Kinderheim leben und sich eine richtige Familie wünschen. Ebenfalls ein Lesetipp! Oder kennt ihr es schon?
Ein Buch aus dem Königskinder Verlag |
Liebe Grüße und bis bald,
eure Elena
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